#MilchIstGift: Unge polarisiert mit kruden Thesen

Ein neues Video von Unge provoziert und polarisiert. Mit #MilchIstGift wird eine riesige Welle an Reaktionen ausgelöst. Wieso das überzogen ist und Unge nun zurückrudert…

Vor wenigen Tagen belebte der YouTuber und Streamer Simon Wiefels alias Unge seinen gleichnamigen YouTube-Kanal wieder. Dort veröffentlichte erst zunächst ein Video in dem er seine Pläne Auszuwandern darlegt, wir berichteten im Wochenrückblick. Am Montag schlug ein neues Video von ihm hohe Wellen. Der Titel stellt die Frage, ob Milch Gift sei. Eine durchaus provokante Frage, die im Video zur Aussage mutiert, die von fragwürdigen Studien gestützt wird.

Unge und die „Milch-Propaganda“

Doch es bleibt nicht bei einer kruden These. Weitergehend fallen Sätze wie „wir werden systematisch krank gemacht“ seitens Unge. Außerdem redet er von der „Milch-Propaganda“ und das wir „von klein auf trainiert [wurden], dass Milch gesund ist“. Anlass für sein Video ist, dass Kanada Milch sowie Milchprodukte aus seiner Ernährungspyramide streichen möchte. Das ist tatsächlich richtig, bereits im vergangenen Juli berichteten dazu etwa die Huffington Post oder auch die Toronto Sun. Doch von systematischem Krankmachen und Milch als Gift zu sprechen erscheint mehr als fragwürdig und lässt die Frage aufkommen, von wem hier eigentlich die „Milch-Propaganda“ kommt.

Du willst mehr zu Unge erfahren? Dann wirf einen Blick in unseren ausführlichen Wiki-Artikel mit Steckbrief zum YouTube-Urgestein Simon Unge.

Die Zusammenhänge in denen Unge spricht, die vermeintlichen Studien die er anspricht und verlinkt sowie seine allgemeine Kommunikation machen deutlich: Milch ist für den Menschen nicht so gesund, wie viele denken. Er redet von den direkten Auswirkungen auf den Menschen, vom Konsum und seinen (Langzeit-)Folgen. Wer einmal selbst recherchiert oder auch einige der von ihm verlinkten Studien gegenliest, wird schnell merken, dass seine Aussage deutlich überzogen sind. Von Gift zu sprechen ist nicht mehr nur fragwürdig, sondern schlichtweg falsch. Auch wenn es Anzeichen gibt, dass im fortgeschrittenen Alter Milch einen eher negativen als positiven Einfluss haben kann, ist dies noch lange kein Grund für solche Aussagen.

#MilchIstGift polarisiert im Netz

Das Video von Unge sowie der #MilchIstGift schlugen riesige Wellen. Platz 1 der YouTube-Trends, eine prominente Platzierung auf Twitter. Nahezu jeder schien über das Milch-Video von Simon Wiefels zu reden, auch etwa Moderator Jan Böhmermann.

Auch die Bewertungen des Videos sprechen Bände: 13 Tausend positive zu 36 Tausend negativen Bewertungen. Nun ruderte Unge in einem neuen Video etwas zurück und gibt sich als falsch verstanden. Die Frage im Titel sei provokativ gewählt worden, um zu polarisieren. Milch sei selbstverständlich nicht direkt Gift für den Menschen und durchaus positiv in der Entwicklung für Kinder, das eigentliche Problem sei die Industrie dahinter. Mit Letzterem hat Unge natürlich nicht unrecht.

Massentierhaltung und die allgemeine Milchwirtschaft tragen natürlich zum CO2-Ausstoß bei. Dieser begünstig den Klimawandel und die globale Erderwärmung. Soweit dürften wir uns einig sein. Doch ist das wirklich Grund genug für diese großen Worte? So oder so korrigiert sich Unge hier darauf, dass Milch nicht direkt, sondern lediglich indirekt Gift für den Menschen sei, ausgelöst durch die Wirtschaft sowie die Umweltfaktoren dahinter. Auch wenn er es nicht explizit sagt, rudert er damit eigentlich stark zurück, denn sein Video des Vortrags implizierte doch etwas ganz anderes.

Zum Schluss seines neuesten Videos ruft Unge dazu auf, sich die veganen Alternativen einmal anzusehen und verlinkt einige „Anfängerhilfen“ in der Videobeschreibung. Was man damit macht, dürfte jedem selbst überlassen sein. Ebenso bei der Frage, ob Unges Titel und Thesen des ersten Videos geheiligte Mittel zum Zweck waren und was man nun mit diesen macht.

In einem anderen Artikel haben wir für euch die besten Tweets zum #MilchIstGift zusammengefasst.