Selten war die Debatte auf der Plattform so präsent wie aktuell: Jetzt zieht Twitch die Notbremse und verbietet Casino-Streams wohl endgültig.
Nicht nur im deutschen Raum, sondern auch international, wurde zuletzt wieder massiv über Glücksspiel auf der Streamingplattform diskutiert. Auf Twitter machte das Hashtag #TwitchStopGambling die Runde, eine Initiative von Streamern rund um Pokimane diskutierte über mögliche Aktionen gegen Slots und Co. auf Twitch.
Im deutschsprachigen Bereich verbinden bis heute viele MontanaBlack mit dem Thema Casino, doch im Stream zeigte er bereits seit Jahren nicht mehr solche Inhalte. Aktuelle bekannte Beispiele in unseren Breitengraden sind zum Beispiel Scurrows und Orangemorange.
Wie sieht das Aus für Casino-Streams auf Twitch aus?
Wie die Amazon-Tochter auf Twitter bekanntgab, sollen ab dem 18. Oktober 2022 härtere Regeln in Sachen Glücksspiel folgen. Auch wenn die Verschärfung faktisch kein komplettes Verbot darstellt, kommt es einem solchen extrem nahe.
Bereits heute ist es laut TOS von Twitch faktisch verboten, Affiliate-Links und Referral-Codes für Gambling-Angebote im Stream zu zeigen oder in seinen Panels darauf zu verlinken. Allerdings wurde diese Regelung immer häufiger umgangen. So wurde beispielsweise auf Discord-Server verlinkt, die dann wiederum zu den Casinos weiterführten.
Ab dem 18. Oktober geht es dann aber auch den Streams selbst an den Kragen. Dann dürfen Slots, Roulette, Würfelspiele und ähnliche Glücksspiele nämlich nicht mehr gezeigt werden. Dahingegen bleiben Poker, Sportwetten und Fantasy-Sport-Ligen erlaubt. Auch In-Game-Mechaniken wie Lootboxen sind weiterhin erlaubt.
Vom Verbot ausgenommen sind lediglich Angebote, die in den USA lizenziert sind oder in anderen Ländern „die ausreichenden Verbraucherschutz gewährleisten“. Mit dieser Formulierungen dürften Angebote aus Curaçao und Malta vermutlich verboten werden.
Was ist das Problem an Gambling-Content?
Grund für die Kritik ist einerseits die Normalisierung von Glücksspiel. Hier besteht die Sorge, dass die Zuschauer eines Streamers selbst zum Glücksspiel verleitet werden und schlimmstenfalls einer Sucht verfallen. So ist zum Beispiel bekannt, dass über die Codes bekannter Streamer mehrere Millionen Euro durch die Zuschauer verzockt wurden. Einige Casino-Streamer haben zudem selbst Suchtprobleme, die sie teils sogar offen zugeben.
Ein weiteres Problem ist die Verzerrung von Gewinnen und Verlusten. Dank entsprechender Deals verzocken die Streamer auf Twitch im Casino im Gegensatz zu den Zuschauern nämlich nicht ihr eigenes Geld. Sie bekommen für die Streams ein Budget durch das Casino bereitgestellt. Häufig dürfen sie die verbleibenden Gewinne daraus behalten. Sie können also nicht verlieren, sondern nur gewinnen.
Zudem handelt es sich bei vielen Partnern der Streamer um unzureichend regulierte Anbieter. Es ist also nicht sicher, ob es dort fair zugeht. Insbesondere aus der Zeit von Skin-Gambling-Seiten weiß man, dass zumindest damals Angebote regelmäßig manipuliert wurden, um Streamern und Zuschauern höhere Gewinnchancen vorzugaukeln.
Was passiert mit den Casino-Deals?
Unklar ist, wie es für Streamer weitergeht, die aktuell Kooperationen mit Glücksspielseiten haben. Diese sind häufig auf mehrere Monate oder Jahre ausgelegt und fordern z. B. eine bestimmte Zahl gestreamter Stunden an den digitalen Slotmaschinen.
Vermutlich wird es entsprechende Klauseln für den Fall eines Verbots durch Twitch geben. Außerdem werden die Streamer vermutlich weiterhin von den Einzahlungen ihrer gelockten Zuschauer profitieren. Es ist allerdings durchaus möglich, dass die Influencer einen Teil der Prämie ihres Deals zurückzahlen müssen, da diese nun vorzeitig enden.
Streamer auf der Flucht vor der Polizei?
Doch das Problem vieler Streamer dürfte aktuell nicht nur Twitch sein. Denn in vielen Ländern ist Onlineglücksspiel bis heute nicht legal oder zumindest eine rechtliche Grauzone. Spätestens beim Bewerben solcher Angebote wird es heikel.
Wie YouTuber Unge kürzlich in einem Stream offenbarte, geht die portugiesische Polizei aktuell harsch gegen Online-Casinos und Gambling-Streamer vor. Daher würden wohl auch bald Scurrows und Co. weiterziehen müssen.