Viele waren überrascht, als am 7. Dezember tatsächlich The Day Before erschien, doch nun will der Entwickler Fntastic angeblich pleite sein.
Die Entwicklungsgeschichte des als Open-World-Spiel angekündigten Zombie-Survival-Shooters The Day Before ist eine knifflige. Immer wieder wurde das Spiel verschoben, zeitweise verschwand die Shopseite komplett. Regelmäßig gab es Vorwürfe, dass es sich um einen Asset Flip handele oder das Spiel gar nicht existiere.
Tatsächlich wirkte das fotorealistische Spiel für ein so kleines und unbekanntes Entwicklerstudio höchst ungewöhnlich. Doch es gab keine Kickstarter-Kampagne, keine Vorbestellungen – ein Scam würde also keinen Sinn ergeben, da bislang kein Geld umgesetzt wurde.
Hatte man sich vollkommen übernommen und wollte dies nicht zugeben, wie einst möglicherweise auch das Reallife-RPG Identity? Kam es deswegen immer wieder zu Verschiebungen des Spiels mit den meisten Wishlists auf Steam? Doch am 7. Dezember 2023 war es tatsächlich soweit, das Game erschien.
Vom Release zur Pleite?
Für viele war die Enttäuschung beim Release groß: Die Server waren voll, die Performance teilweise übel. Die Open World war in Wahrheit eigentlich ein Extraction Shooter, ein Endgame faktisch nicht vorhanden. Schussgeräusche vermeintlich anderer Spieler wurden lediglich aus atmosphärischen Gründen eingespielt, Zombies waren kaum vorhanden. Andere Geräusche waren teils mehrere Häuserblocks weit zu hören.
Auch die ersten Patches konnten nicht viel Besserung bringen. The Day Before blieb deutlich unterhalb der Marke von 20 Prozent positiver Bewertungen auf Steam – ein Trauerspiel. Vier Tage nach Release macht nun Entwickler Fntastic bekannt: Das Studio sei pleite und würde geschlossen.
So viel Geld hat The Day Before gemacht
Doch kann das wirklich sein? Laut Angaben des Entwicklers war das Spiel fünf Jahre lang in der Entwicklung. Dementsprechend werden bislang Investoren oder Kredite das Studio finanziert haben. Aber auch das kleine Spiel Propnight dürfte mehrere Hunderttausende US-Dollar in die Kassen gespült haben.
Laut Angaben des Branchendienstes SteamSpy wurde The Day Before allein in der halben Woche seit Release mindestens drei Millionen Male verkauft. Bei einem Retailpreis von $40 ergibt sich daraus ein dreistelliger Millionenumsatz.
Nach Abzug von Steams Umsatzbeteiligung in Höhe von 30 Prozent bleiben dem Entwickler Fntastic immer noch $84.000.000 vor Steuern. Zwar sind Spiele regional teils günstiger, dennoch kann man davon ausgehen, dass mindestens vierzig bis fünfzig Millionen Dollar umgesetzt wurden.
Auf seiner Website schreibt der Entwickler, dass das Spiel „finanziell gescheitert“ sei, es wäre kein Geld da und man würde sämtliche Einnahmen verwenden müssen, um offene Forderungen zu begleichen. Die Entwicklung aller Spiele werde eingestellt, die Zukunft der Marke und der Server seien ungewiss.
Doch angesichts der Verkaufszahlen scheint diese Geschichte durchaus fragwürdig. Auch die Tatsache, dass das mittlerweile in Singapur firmierende Unternehmen ursprünglich aus Russland stammt, lässt manchen aufhorchen. So kamen in den vergangenen Jahren immer wieder Scams und sogenannte Rug-Pull-Betruge aus dem Land ans Licht.
Wir raten dringend dazu, das Spiel bei Steam zurückzugeben. Es ist nicht davon auszugehen, dass The Day Before weiterentwickelt wird, die Server werden vermutlich zeitnah abgeschaltet. Wahrscheinlich wird Steam auch Refunds erlauben, wenn die normalerweise geltende Zwei-Stunden-Frist bereits abgelaufen ist.
Update 11.12. 23:56 Uhr: Steam hat offenbar den Verkauf des Spiels auf seiner Plattform eingestellt, die Shopseite ist allerdings weiterhin online. Berichten von Käufern zufolge werden auch Erstattungen bei über 20 Spielstunden genehmigt. Möglicherweise werden die Entwickler aufgrund von Richtlinienverstößen keinen Cent sehen. Steam zahlt die Erlöse für gewöhnlich mit einem Monat Verzug aus.