Eklat: GTA Mod erpresst Streamer und Server

Eine Modifikation für GTA 5 und das Entwicklerteam dahinter wollen kräftig Kasse machen und das auf Kosten der Streamer und Server, die ihre Mod verwenden.

Update: Mittlerweile fand eine Aussprache zwischen Streamern, Serverprojekten und GT-MP statt. Alle Informationen dazu in unserem Artikel.

Urspüngliche Meldung: Immer wieder gibt es Beef auf Twitch und Twitter. Auch die GTA-Szene bildet hier keine Ausnahme. Manchmal bekommt sogar das Gefühl, diese sei besonders anfällig für Streitigkeiten zwischen den unterschiedlichen Projekten und Streamern. Doch Vorgänge, wie sie gestern Abend von Staiy öffentlich gemacht wurden, sind eine neue Dimension: Die GTA-Mod „GT-MP“ erpresste offensichtlich mehrere Streamer und Serverprojekte.

GT-MP ist ein alternativer Multiplayer für Grand Theft Auto V und die Grundlage der größten Roleplayserver im deutschsprachigen Raum. Auf Twitch erfreut sich das GTA Roleplay einer großen Beliebtheit und ist entsprechend rentabel für einige Streamer. Viele Projekte erfreuen sich hoher Spielerzahlen und der Ansturm auf die Plätze in den Whitelists scheint nicht abzuebben.

Doch wer verdient an dieser Aufmerksamkeit? Natürlich erhalten die Streamer auch während sie GTA, beziehungsweise GT-MP, spielen Trinkgelder und Subscriptions, aber ob diese direkt auf das Spiel zurückzuführen sind ist wohl mehr als fragwürdig. Die Server verdienen auch kein Geld oder eher gesagt: Sie erwirtschaften keine Gewinne. Gemäß den EULA von GT-MP ist eine Monetarisierung verboten. Somit dürfen beispielsweise keine Abomodelle oder Microtransactions angeboten werden. Dies ist auf die Pläne der Ultimate Gaming Community (UG-C) zurückzuführen, die ursprünglich einen GTA-Server über eine haftungsbeschränkte UG betreiben und eben solche digitalen Güter anbieten wollte. Die Server finanzieren sich somit im Normalfall rein durch Spenden und Schenkungen von ihren Spielern. Ähnlich geht es GT-MP selbst, zumindest nach außen hin.

Die vermeintliche Transparenz

Wer die Webseite von GT-MP besucht, stellt schnell fest, dass das Entwicklerteam außerordentlich transparent wirkt: Sämtliche monatliche Kosten sind detailliert aufgelistet, inklusive eines Spendenstands für den aktuellen Monat. Insgesamt werden nach dieser Auflistung 250,-€ im Monat benötigt, um alle Dienste am Laufen zu halten. Doch im Hintergrund floss deutlich mehr Geld und das lässt sich nicht wiederfinden.

Zeitweise lief es offensichtlich nicht so gut mit den Spenden bei GT-MP. Der Masterserver konnte nicht finanziert werden und fiel einige Tage lang aus. Dies wurde schnell nach außen kommuniziert. Zugleich echauffierte man sich scheinbar in einem eigenen Stream darüber, dass viele Streamer hohe Gewinne durch GT-MP erwirtschaften würden und davon einen Teil an GT-MP abtreten sollten. Der Streamer Shlorox hörte nichts vom Kontext des Streams, spendete jedoch insgesamt 1.000€ an GT-MP, damit diese für die nächsten Monate versorgt sind. Seine Spende erschien jedoch nie auf der Webseite der GTA-Mod. Für den User wurde so nach außen kommuniziert, dass das monatliche Ziel immer noch nicht erreicht wäre.

Erpressung, Drohung und unsichtbare Gelder

Bis dato hielt sich die Verwerflichkeit in Grenzen. Kritischer wird es im folgenden Teil. GT-MP und seine Teammitglieder sollen nämlich mehreren Streamern und Serverprojekten mit einer Blacklistung gedroht haben. Dies würde ein Spielen der Mod unmöglich machen.

Staiy veröffentlichte auf Twitter am Mittwochabend einige Chatverläufe mit GT-MP-Teammitglieder, die belegen, dass beispielsweise dem Projekt „GVMP“ mit Blacklistung gedroht wurde. Diese bieten insgesamt vier GT-MP-Server an und haben entsprechend hohe Serverkosten. GVMP deckt diese durch Spenden, AdSense-Werbung auf der eigenen Webseite sowie einem Sponsoring seitens eines Web- und Serverhosters. GT-MP schien das zu dicht an den eigenen EULA, obwohl mit der Mod selbst gar kein Geld generiert wird und drohte offenbar GVMP, sollte kein Geld an sie fließen. Ähnliche Vorfälle soll es auch bei Klaerwerk, Alternate-Life und GTALife gegeben haben.

Bedenklich ist besonders, dass sich GT-MP stets auf die Deckung der eigenen Kosten bezieht, jedoch eine Vielzahl an Spenden nicht transparent aufführt. So etwa die 1.000€ des Streamers Schlorox, aber auch mehrere hundert Euro von Staiy und Kurtis Kush – all diese Gelder lassen sich nicht im Spendenstand auf der Homepage der Mod nachvollziehen. Weitergehend soll Staiy dem Projektleiter zur Unterstützung der Modentwicklung einen neuen Computer finanziert haben.

Viele offene Fragen und ein gestörtes Vertrauen

Doch all dies schien nicht genug, man wollte offenbar immer mehr bei GT-MP. Doch wozu? Die Serverkosten hätten längst um ein Vielfaches gedeckt sein müssen. Wo ist das Geld hingeflossen? Wofür wurde es wirklich ausgegeben? Kann und will man einem Team, dass solche Praktiken angewandt hat oder anwendet, vertrauen? All diese Fragen bleiben uns zunächst unbeantwortet und lassen das Team hinter GT-MP überaus unseriös wirken. Apropos unseriös: Die Webseite der Mod verfügt über kein Impressum, obwohl sie von Deutschen betrieben und laut Whois-Abfrage bei einem deutschen Host registriert ist – sie wäre also impressumspflichtig. Auch in den Registrarangaben findet sich kein Verantwortlicher wieder, man nutzt einen entsprechenden Dienst um die Angaben legal zu verschleiern. Schleierhaft sind allerdings nicht nur die Verantwortlichkeiten in diesem Fall…


Warum haben wir das Wort „Spende“ in diesem Artikel kursiv gedruckt?

Rechtlich gesehen handelt es sich hierbei um keine Spenden. Nach deutschem Recht können nur Vereine, gemeinnützige Organisationen und ähnliche Strukturen Spenden erhalten. Alles andere sind entweder Schenkungen, Gewinne oder Einnahmen, die als Trinkgeld zu verstehen sind. Wir möchten dazu beitragen die falsche Verwendung dieser Begrifflichkeit zu minimieren und weisen daher darauf hin.